Neukirch

Zur Pfarrgemeinde gehören die Orte: Bechenhütten, Bernried, Flunau, Hinterburg, Hinteressach, Landolz, Matzenweilerhof, Mehetsweiler, Neuhaus, Neukirch, Uhetsweiler und Vorderessach.

Die Kirchengemeinde Neukirch hat 1053 Katholiken (Stand 31.12.2018).

 

Aus der Geschichte der Pfarrgemeinde Neukirch

Wenn man in alten Chroniken und vergilbten Aufzeichnungen blättert, um nach Anhaltspunkten zur Entstehung der Pfarrgemeinde Neukirch zu suchen, fallen eine Vielfalt von Daten und Fakten auf, die als Zeichen einer interessanten geschichtlichen Entwicklung gewertet werden können. Da jedoch urkundliche Nachweise weithin fehlen, kann diese Abhandlung nur ein bescheidener Versuch sein, die geschichtliche Entwicklung aufzuhellen, um einer Ein- und Zuordnung vorhandener Erkenntnisse gerecht zu werden.

Ums Jahr 260 eroberten die Alemannen das bisher von den Römern seit dem Jahr 15 unter Tiberius besetzte Land vom Nordufer des Bodensees bis zur Schussen und östlich bis an die Laiblach im Raum Bregenz. Erst um das Jahr 746, als die Franken das Land der Alemannen erobert und die fränkische Verfassung eingeführt haben, kam es zur Bildung des “Argengaues” und damit auch zu einer Erstbesiedelung unseres Raumes. Die fränkischen Könige setzten sogenannte “Gaugrafen” als ihre Vertreter zur Verwaltung des Landes ein. Diese wiederum gaben ihre Rechte im 8. und 9. Jahrhundert an die “Königsfreien”, das waren meist altgediente Soldaten aus denen sich in späteren Jahrhunderten die Ritter des Mittelalters entwickelten, weiter. Diese Erstbesiedelung im Argengau ist wohl auch die Ansiedelung Neukirch zuzuordnen, obwohl nicht mit letzter Sicherheit nachgewiesen werden kann, ob der im Jahre 837 genannte Kirchort “Sconinperac” (Schönenberg) mit der späteren Ansiedlung Neukirch identisch ist. Die Vermutung spricht jedoch dafür, weil in einer im Kloster St. Gallen verwahrten Urkunde vom 09.08.837 (in lateinischem Text) “ein Priester Meginbreth in Anwesenheit von 25 Zeugen seinen ganzen Besitz zu Sconinperac (Schönenberg) an das Kloster St. Gallen überträgt” und bis heute von den Geschichtsforschern kein Ort “Sconinperac” (Schönenberg) im ganzen Argengau ausfindig gemacht werden konnte. Auch die archeologischen Untersuchungen in der alten Pfarrkirche St. Silvester, die vom 22.01.bis 09.03.1979 durch das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, bestätigen die Vermutung, dass eine frühmittelalterliche Holzkirche bestanden hat. Auf den folgenden Bericht von Konservator Schmidt darf besonders hingewiesen werden. Schließlich kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass die frühchristliche Kirche schon zum Gewand “Kirchbühl” gehört hat. Urkundlich erwähnt finden wir den Ortsnamen “Neukirch” erstmals in einer Urkunde vom 06.01.1122, die im Kloster Allerheiligen in Schaffhausen (Schweiz) verwahrt wurde und zwar unter dem Namen “Niwenchilichun”. Nach dieser Urkunde stiftete Ritter Arnold und seine Gemahlin Juncela die Zelle Hiltensweiler dem Kloster Allerheiligen. Hierbei wirkte u.a. ein “Ruothart de Niwenchilichun”, ein Heremannus und sein Bruder Ruodolfus de Langense” und ein Heribortus und sein Bruder Adalberto de Berenriet”, sowie ein “Werner de Flunova” mit. Im Jahre 1150 entdeckt man den Namen “Nuwenkirchen” in einer Güterbeschreibung des Klosters Allerheiligen. Dort ist erwähnt, dass im Jahre 1112 ein “Conrat zu Nuwenkirchen” gelebt hat, von dem das Kloster ums Jahr 1100 Grundbesitz erworben hat. Ums Jahr 1200 wird sodann von einem “Pleban cuno von Neukirch” (einem Volkspriester) berichtet,  der dem Kloster Weissenau einen Hof übertrug, den ihm ein Ritter “Friedrich von Baumgarten” abwarb.

Bei den zur Verfügung stehenden wenigen Urkunden hängt es vom reinen Zufall ab, wenn eine in unserer Gegend vor dem Jahre 1275 ausdrücklich genannt wird. Tatsächliche Nennungen lassen deshalb auch keine genauen Rückschlüsse über die wirkliche Zeit der Gründung einer Pfarrei oder den Bau einer Kirche zu. Ebenso wenig ist feststellbar, auf welche Inititative die Gründung unserer Pfarrei selbst zurückgeht. Sicher ist nur die Zugehörigkeit der Pfarrei Neukirch zur Diözese Konstanz.  Dies entnehmen wir aus einer Übersicht des Konstanzer “Liber-decimationis” von 1275 (Zehntregister), welches ausweist, dass zum Dekanat Ebratshofen (später Lindau) nachstehende Pfarreien gehört haben: Neukirch, Wildpoltsweiler, Goppertsweiler, Haslach, Hiltensweiler, Primisweiler, Tannau, Eisenbach, Krumbach und Langenargen. Besonders gut müssen die Einnahmen dieser Pfarreien allerdings nicht gewesen sein, denn sie erreichten die unterste Steuergrenze nicht und waren deshalb steuerfrei. Aus dem bischöflichen “Libertaxationis evoleriarum et benefiorium diveori Constanoiesnsi” (eine Art Gebührenverzeichnis) von 1353 wissen wir vom Bestehen der Pfarrei Neukirch zu welcher ca. 20 Anwesen gehört haben sollen. Hierbei muss allerdings beachtet werden, dass der Anlegung des “Liber-taxationis” von 1353 die schwere Heimsuchung durch die Pest vorangegangen war, der Teile der Bevölkerung (oft bis zu einem Drittel) zum Opfer fielen. 1389 kam der Ort Neukirch dann an das Spital Lindau. Eine interessante Entdeckung konnte aber in der Pfarrchronik des Jahres 1914 entdeckt werden: Als der Marienalter anläßlich der durchgreifenden Renovation abgebrochen wurde, fand man im Sepulcrum ein Glas mit Reliquien und dem Sigel des Weihbischofs Georgius Sigimundus Müller Episcpus Heliopolitanus, der von 1655 bis 1686 in Konstanz gewirkt hat und in dieser Zeit (vermutlich um 1665) die Kirche und den Altar in Neukirch geweiht hat.

In den nachfolgenden Zeitabschnitten gehörte Neukirch zur Grafschaft Monfort, welche durch fortwährende Teilungen immer  mehr abgeschwächt wurde. Mit Graf  Ulrich starb 1574 die Tettnang Linie der Grafen von Montfort aus. Ihr folgte nach langen Prozessen die Bregenzer Linie der Grafen von Montfort, denen aber nicht mehr Glück und Erfolg beschieden war. Die Folgen des 30jährigen Krieges machten sich finanziell bemerkbar, eine Hungersnot trat ein und wiederum wütete die Pest. Nach dem 30jährigen Krieg war das Montfortsche Gebiet so zerstört, dass der Chronist vermerkte “es sey in dem ganzen Schwäbischen Krays kam ein Orth übler verderbt worden”.

Die Grafen von Montfort mussten dann im Laufe der Zeit einen großen Teil der ursprünglichen Grafschaft verkaufen. Zu Beginn des 18. Jahrhundert bestand sie nur noch aus drei Herrschaften: Tettnang, Argen und Schomburg. Die Herrschaft Tettnang war Reichslehen und umfasste nur noch die Stadt Tettnang, das Landwaibelamt, das Montfortsche Amt Neukirch (seit 1550), das Kloster Langnau und das Amt Hemigkofen (Kressbronn). Die Verschuldung des Montfortschen Geschlechts wurde immer größer, bedingt durch den Wiederaufbau des am 11.11.1753 durch Brand vernichteten Neuen Schlosses in Tettnang, so dass dem Grafen Franz Xaver und seinem Bruder Anton IV. nichts andere übrig blieb, als alle drei Herrschaften am 14.08.1779 an Österreich zu verkaufen. Schon kurz darauf, am 24.03.1780, starb Graf Franz Xaver. Mit dem Tode seines Bruder Graf Anton am 03.12.1787 erlöschte auch das Geschlecht der Tettnanger Grafen von Montfort. Österreich vereinigte die drei Montfortschen Herrschaften zusammen mit der Herrschaft Wasserburg, welche es 1755 von den Fuggern gekauft hatte, zum Oberamt Tettnang. Nach dem Preßburger Frieden vom 26.12.1805 wurde die Herrschaft Tettnang mit Wasserburg an Bayern zugesprochen. Da auch die Reichsstadt Buchhorn im Jahre 1802 an Bayern fiel, wurde sie zusammen mit der Herrschaft Argen zum “Bayerischen Landgericht Tettnang” vereinigt. Nur fünf Jahre dauerte die Zugehörigkeit zu Bayern. Durch den Pariser Vertrag von 18.05.1810 fiel die Grafschaft an Württemberg. Dieses errichtete das Oberamt Tettnang mit zwei Städten und 12 Gemeinden (Schultheissereien), unter denen sich auch Neukirch und Flunau befanden. Mit der Bildung der Diözese Rottenburg im Jahre 1828 erfolgte die Loslösung der jahrhundertealten Zugehörigkeit zum Bistum Konstanz.

Als im Jahre 1937 die Zahl der Gemeinden im Kreis Tettnang reduziert wurde, entstand die neue Gemeinde Neukirch mit 32 Wohnplätzen und 1719 Einwohnern. Sie gliedert sich in die Pfarrgemeinden Neukirch, Wildpoltsweiler und Goppertsweiler; drei weitere Wohnplätze gehören zur Pfarrgemeinde  Haslach und Krumbach. Zur Pfarrgemeinde Neukirch gehören die Wohnplätze Bechenhütten, Bernried, Flunau, Hinterressach, Landolz, Mehetsweiler, Neuhaus, Neukirch, Reisenbronn, Sackweiher, Unterlangensee (Ost) und Vorderessach.

Bei der Gebietsreform 1972 wurde der Landkreis Tettnang aufgelöst und mit Teilen des Kreises Überlingen ab 01.01.1973 zum neuen Bodenseekreis mit dem Kreissitz in Friedrichshafen vereinigt.

Die Gemeinde Neukirch konnt in der hierauf folgenden Gemeindereform ihre politische Selbstständigkeit erhalten. Die frühere einseitige bäuerliche Struktur wurde durch die Ansiedelung zweier Industriebetriebe und gezielter Förderung des Fremdenverkehrs verbreitert. So stellt die Gemeinde Neukirch 1980 ein blühendes Gemeinwesen dar und hatte im Jahr 1979 durch intensive Bautätigkeit die 2000 – Einwohnergrenze überschritten. 

Die alte Pfarrkirche St. Silvester von Neukirch

Vor der Pfarrkirche St. Maria Rosenkranzkönigin stand bis 1979 die alte Pfarrkirche St. Silvester. Die Pfarrkirche war dem heiligen Papst Silvester (314-335) geweiht. Weshalb gerade er Kirchpatron wurde, ist bislang nicht bekannt.

Verfasser – Erhard Schmidt (Inhalt wurde aus der Festschrift  zur Pfarrkirche St. Maria Rosenkranzkönigin übernommen)

Seit 2000 gehört die Kirchengemeinde Neukirch zur Seelsorgeeinheit Argental.