Wildpoltsweiler
Pfarrkirche St. Georg
Pfarrkirche St. Georg wurde 1249 erwähnt.
Baugeschichte:
Die romanische Anlage wurde wohl im 13./14. Jahrhundert von einer gotischen Kirche abgelöst, die vermutlich im späten 17. Jahrhundert barockisiert wurde, 1859 nach Westen erweitert.
Lage: Am Rand des Weilers ummauerten Friedhof, im engen Talgrund, wiesenumgeben, bachumflossen
Grundriss: Rechteckiges Schiff, wenig eingezogener, dreiseitig geschlossener Chor, nördlich am Ansatz mächtiger Rechtseckturm
Außen: Schiffswestwand mit Rundbogenportal und westliche Fensterachsen der Langseiten von 1859. Im alten Teil der Nordwand mit drei, Südwand vier Flachbogenfenster. Zwischen den beiden südöstlichen kleine Rechtecktür in niedrigem Vorbau mit Flachbogeneingang und Satteldach. Chor mit zwei Fenstern südlich und je einem in den Schrägwänden, wie beim Schiff, jedoch höher ansetzend und in der Laibung Reste gotischer Profilierung. In der Ostwand vermauertes Spitzbogenfenster mit einfachem Masswerk des 13./14. Jahrhunderts. Auf dem Dachgesims barocker Ziergiebel mit Dreieckaufsatz, Wulstgesims, breitelliptischem Fenster.
Östlich dreiseitig abgewalmtes, für Schiff und Chor gemeinsames Satteldach, bei letzterem mit etwas höherliegendem gotischen Gesims.
Turm zugänglich nur von innen. Erdgeschoss nur mit kleinem Rechteckfenster, die oberen mit unregelmässig verteilten Luken, das letzte mit je zwei schlanken, gekuppelten spitzbogigen Schallöffnung auf jeder Seite. Leicht ausgeschwungenes Satteldach mit gotischem Quergesims im oberen Giebelabschnitt.
Dachstuhl des Schiffes „stehend“, des Chors aus verstrebten Sparren.
Innen: Schiff mit neuer weit vorgezogener Westempore; schmaler Längsraum unter neuer flacher Decke. Barockrundbogen auf Kämpfern zu dem um drei Stufen erhöhten Chor; die Pfeilerecken noch mit gotischer Abfasung. Steiles hohes Tonnengewölbe, nach Osten muldenförmig verlaufend. In der Nordwand schmale Flachbogentür zum Turmerdgeschoss, das von einem mit Spitzbogentonne durchsetzten Kreuzgratjoch überwölbt ist. Über der Tür in ausgehöhlter Wandnische entsprechend zum Obergeschoss; Treppe halb in die Wand gehöhlt, zugleich zu rundbogigem Mauerdurchbruch in der Chorbogennordwand mit abgebrüstetem Steg an die Kanzel. In der östlichen Chornordwand Sakramentsnische, eingefasst über Sohlbank von überstrichenem Sandsteinstabwerk mit Schwebbogen; spätgotische schmiedeeiserne Gittertür.
Ausstattung: Einheitlich, erste Hälfte 18. Jahrhundert.
Hochaltar, frei vor der Rückwand gemauerte goische Mensa. Verkleidung sarkophagartig mit rocaillegezierten Pilastervoluten an den Ecken und Kartuschen an der Vorderseite. Leuchterbank und Tabernakel eingefasst von Volutenpilastern, gekrönt von Flachkuppel und Pelikan, Tür als Muschelnische. Zu beiden Seiten je eine zur Mitte bezogene zweigeschossige Reliquientafel, in sich unsymmetrisch mit Frührocailledekor.
Aufbau: Über flacher Wandverkleidung vorspringende Konsolenzone, von der sich je zwei Säulen mit Kompositkapitell und im Hintergrund ein Pilaster erheben. Sie samt ihrem seitlich vorspringenden verkröpften Gebälk fassen eine große Rundbogennische dem Guten Hirte. Links Hl. Barbara und rechts Hl. Katharina Höhe je 1,25 m seitlich am Hochaltaraufbau. Alle Figuren stammen aus der ersten Hälfte des 18. Jh. Obergeschoss, flankiert von zwei Vasen, über dem Mittelfeld als dessen kleinere Wiederholung: mit Gottvaterskluptur, höhe etwa 1,00 zur Seite Putten. Zweites Viertel 18. Jahrhundert.
Zwei Nebenaltäre: Aufbau schmal und hoch über rechteckiger Mensa: Schräg auf Sockelkonsolen je zwei Säulen mit Kompositkapitell und überhöhtem, rechtwinklig verkröpftem Gebälk als Einfassung für das Blatt, Öl auf Leinwand, 1,44 h x 0.61 b. oben kurvig verkröpft. Links Hl. Agatha in prunkvollem Interieur, rechts steil bewegt Pieta am Kreuzesstamm mit trauernden Putten und Landschaftshintergrund, Im Vordergrund auf den Altären links Muttergottes und Jesuskind und auf dem rechten Nebenaltar der Hl. Josef.
Bekrönung: von schräg vorstehenden Pilastervoluten und verkröpften Gebälk eingeschlossenes hochelliptisches Bild, Öl auf Leinwand, Höhe etwa 0,50 cm, links Johannes der Täufer, rechts Johannes der Evangelist, beide jugendlich, Dekor und Aufschwünge (an der Chorbogenseite) Akanthusbandelwerk, Abschuss oben Flammenherz in Strahlen
Kanzel: An der Schiffsnordwand hängend, halb in der Mauer hereingenommen. Fünfeckiger Korb mit Federteilung und vorgesetzten Ecksäulchen; nach unten stark verjüngt in Pinienzapfen endend. Rückwand der Höhlung angepasst, einfacher Schalldeckel.
Taufstein: Höhe 87 cm, Durchmesser ca. 70 ca. cm. Überstrichenes achteckiges Becken, bauchig nach unten verjüngt. Den Ecken vorgelegt spätgotisches Stabwerk, die Felder mit Fischblasenmaßwerkrelief. Zwei Hälfte 15. Jahrhundert. Zylindrischer Sockel und Schaft wahrscheinlich 17. Jahrhundert.
Glocken:
- Ton dis ca 1430 kg: Inschrift Rückseite: Wildpoltsweiler 1949 Vorne gloria parti et filio et spirtui sancto in saecula saeculorum
- Ton fis ca 760 kg: Inschrift am Schlagring: Wildpoltsweiler 1949 Inschrift am Glockenmantel fulgere grandine et tempestate libera los domine jesu christe
- Ton gis ca. 598 kg: Inschrift am Schlagring: Wildpoltsweiler 1949 darüber das Gusszeichen der fa. Gebrüder Bachert Kochendorf 1949 Inschirft am Glockenmantel: los cum proletia benedicat virgo maria
- Ton h ca. 340 kg: Inschrift unter der Glockenhaube gegossen im Jahr 1922 von Gebrüder Bachert Kochendorf Inschrift unter dem Bildnis des heiligen Georg: Hl. Georg, unser kirchenpartron schütze deine gemeinde in guten und bösen zeiten
Quelle: Die Kunstdenkmäler in Württemberg, Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart und Berlin, 1937